Diskussion:Förderanträge

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Der FOSSGIS e.V. - eine kleine heile OpenSource Welt? Der FOSSGIS e.V. [1] fördert seit Jahren erfolgreich Open Source Software und Freie Geodaten Projekte. Im vorliegenden Artikel wird aufgezeigt wie das funktioniert. Dazu wird über einige Hintergründe des FOSSGIS e.V., der FOSSGIS-Konferenz sowie der Förderung durch den Verein berichtet.

Finanzierung von OpenSource Projekten Das Open Source Projekte nicht (mehr) von Leuten vorangetrieben werden, die mit glasbausteindicken Brillen bewehrt, Pizza mampfend in dunkle Kellerräume eingesperrt Software aus reiner Lebensfreude entwickeln, sollte mittlerweile hinlänglich bekannt sein - falls dieses Klischee überhaupt jemals zugetroffen hat/ist (?). Die Open Source Welt ist mittlerweile durch und durch professionalisiert. Große, im Sinne von bekannte, OpenSource Software-Projekte werden teilweise von Firmen, die hinter dem Projekt stehen, finanziert. Deren Ziel und Antrieb es ist, Ihre Software besser zu machen. Andere bekannte Projekte werden von einer Foundation gesteuert und über deren Einnahmen, die verschiedenster Art sein können, finanziert, wie das Beispiel des wohl bekanntesten Open Source-Projektes, dem Apache-WebServer mit seiner Apache Foundation zeigt [2]. Auch Community- oder Crowdfunding ist weit verbeitet, wie der soeben vom Ubuntu Hersteller Canonical ausgerufen Aufruf zum Crowd-Funding des mobilen Betriebssystems Ubuntu Edge auf Indiegogo zeigt [3].

Doch was machen die kleinen und mittleren Open Source-Projekte, deren Wahrnehmung nicht so hoch ist und deren Nutzung sich mehr in Spezialistenkreisen bewegt?

Die Frage kann eigentlich leicht beantwortet werden. Auch hier greifen dieselben Mechanismen, wie oben bereits angeführt. Und dennoch leben diese Projekte auch von einer ganzen Menge Eigeninitiative Ihrer Entwickler und aller Projektbeteiligten. Etwas abgeschwächt trifft das oben skizzierte und wieder verworfene Klischee dann doch zu.

Eine Möglichkeit die Tätigkeit der Entwickler hinter diesen Projekten zumindest zum Teil und auch in einer ganz speziellen Nische – der Geoinformationsverarbeitung - zu finanzieren, bietet der FOSSGIS e.V. Und darüber soll hier berichtet werden.

Der FOSSGIS e.V. "Machen wir doch auch mal eine Konferenz". Dieser damals eher salopp daher gesprochene Satz an einem Bonner Kneipentisch sollte die Geburtsstunde der mittlerweile renommierten FOSSGIS Konferenz und eigentlich auch die des FOSSGIS e.V. werden. Stattgefunden hatte diese erste, damals noch als „deutschsprachige UMN Mapserver Anwenderkonferenz“ titulierte Konferenz mit immerhin 70 Teilnehmern am 30.09.2003 im Uniclub in Bonn. Das Konzept ist mittlerweile bewährt, die Konferenz in FOSSGIS-Konferenz umbenannt und etabliert. Und dies auch obwohl für die Teilnahme seit einigen Jahren entgegen der ursprünglichen Philosophie Teilnahmegebühren, allerdings in erträglichem Maße, erhoben werden. Und die kann jeder unter Angabe eines triftigen Grundes reduzieren bzw. ganz befreit werden. Parallel zum Konferenzprogramm werden Workshops angeboten, über deren Teilnahmegebühr ebenfalls Einnahmen generiert werden, denn die Workshop-Leiter bieten diese ehrenamtlich an. Zudem ist in den letzten Jahren der Anteil an Sponsoring-Geldern und über Ausstellergebühren stark angewachsen. Doch die Frage des "wohin mit den Überschüssen" stellte sich schon nach der 1. Konferenz 2003.

Die FOSSGS-Konferenz zieht mittlerweile seit Jahren regelmäßig über fast vierhundert Teilnehmer an, seit einigen Jahren wird neben dem reinen Software-Track auch ein OpenStreetMap-Track abgehalten, in dem sich Aktive aus dem OpenStreetMap Projekt austauschen und neueste Ideen diskutieren.

Der damals bereits existente Verein "deutschsprachige GRASS Anwendervereinigung", kurz GAV e.V. wurde daher 2008 in FOSSGIS e.V. umbenannt [4] und erhielt zeitgleich den Auftrag sowohl Spendengelder als auch anfallende Überschüsse aus der Konferenz zu verwalten und sinnvoll im Sinne des Freien Software und Freie Geodaten Gedankens einzusetzen. Gleichzeitig wurde die internationale Dachorganisation, die OsGeo [5] gegründet, der FOSSGIS e.V. versteht sich von Anbeginn an als deutschsprachiges Chapter unter dem Dach der OsGeo.

Heute hat der Verein ca. 85 (??) Mitglieder und fördert seit Jahren verschiedenste OpenSource-Projekte aus dem Bereich Freie Geoinformationssoftware und Freie Geodaten.


Förderung - wie funktioniert das und was ist Förderung überhaupt? Auf den Wiki-Seiten des Vereins kann jeder einen Antrag auf Förderung stellen. Erforderlich dazu ist die Beantwortung einer Reihe von Fragen in einem Wiki, die im wesentlichen darauf abzielen, das sich Vereinsmitglieder und auch der Vorstand des Vereins ein Bild machen können, was wie in welcher Höhe warum gefördert werden soll. Obligatorisch ist zudem eine Veröffentlichung und ein Nachbericht zum geförderten Projekt.

Sobald ein Antrag eingegangen und der Vorstand davon unterrichtet wurde, wird der Antrag zwei Wochen offen auf der Mailing-Liste des Vereins diskutiert. Dabei kann jedes Mitglied seine Meinung darüber kundtun, ob das zu fördernde Projekt im Sinne der Ziele des Vereins [1],[6] förderungswürdig ist, ebenso kann mitgeteilt werden, wie man zu der Höhe der beantragten Gelder steht. Nach Ablauf dieser zwei Wochen entscheidet der Vorstand, bestehend aus 4 stimmgleichberechtigten Mitgliedern, wie mit dem Antrag verfahren wird. Der Vorstand ist angehalten im Sinne der Mitglieder zu entscheiden, muss dies aber nicht.

Gefördert werden oft sogenannte Code-Sprints oder andersartige Zusammenkünfte von Entwicklern und Projektbeteiligten, meistens werden die geförderten Gelder für Fahrtkosten, Unterkunft und Verpflegung verwendet, so das den Freiwilligen zumindest keine Mehrkosten entstehen, opfern diese doch dabei oft Arbeits- oder Urlaubs- bzw. Wochenendzeit. Seltener wird auch die Finanzierung von Software-Entwicklung direkt gefördert, so zum Beispiel bei OpenLayers 3, einen kompletten Relaunch der bekannten OpenSource Mapping-Library OpenLayers, welches durch ein Firmenkonsortium durchgeführt wird. Bei solchen Veranstaltungen beträgt der Anteil des FOSSGIS e.V. oft nur einen Teil der Gesamtkosten, die Veranstalter sind stets bemüht mehrere Förderquellen aufzutun. Teilweise werden aber auch Sach-Anschaffungen unterstützt, die benötigt werden, um z.B. auf Veranstaltungen für das Thema Freie GI-Software und Freie Geodaten zu werben. So wurde zuletzt die Anschaffung einer transportablen Leinwand mit 80.- Euro finanziert.


Was wurde gefördert? Einige Beispiele Eine Übersicht über alle in den vergangenen Jahren geförderten Projekte finden sich im Vereins-Wiki [7]. Dort können auch alle Förderanträge eingesehen werden. Geförderte Projekte sind dadurch gekennzeichnet, das der geförderte Betrag dabei steht, normalerweise ist auch der obligatorische Abschlussbericht hier direkt verlinkt. Bolsena Code-Sprint In Bolsena, italien findet seit Jahren ..... Die Veranstaltung wurde auch dieses Jahr mit insgesamt 3K euro seitens des FOSSGIS e.V. unterstützt. → Astrid! GRASS wird 30 Das älteste Software-Projekt aus dem GIS-Bereich heißt GRASS GIS [8] und feiert in diesem Jahr seinen 30. Geburtstag. Wie jedes Jahr gab es auch in diesem Jahr wieder ein Entwicklertreffen, welches durch den FOSSGIS e.V. mit 1.5 K Euro gefördert wurde. Das nunmehr 4. Entwicklertreffen fand im Juli 2013 in Prag statt, anwesend waren Entwickler aus insgesamt 8 Ländern, darunter auch Entwickler aus Sri Lanka und den USA. Damit zeigt sich, das auf lokaler Ebene eingenommene Gelder durchaus zur Entwicklung und Förderung von weltweiten Open Source Projekten eingesetzt wird, denn mit den Sponsorengeldern wurden vornehmlich Reise- und Übernachtungskosten aller Teilnehmer finanziert. Ein Bericht zum Anwendertreffen findet sich hier [9].

Ähnlich wie die genannten wurden in den vergangenen Jahren Zusammenkünfte der Projektbeteiligten von deegree, GeoExt, Quantum GIS oder Mapbender gefördert.

OpenLayers 3 Etwas anders gelagert war die Förderung von OpenLayers 3. Ein Firmenkonsortium zusammen mit der Swisstopo hatte sich aufgemacht Sponsorengelder in Höhe von 250K US $ zu sammeln, um eine komplette Neu-Entwicklung der bekannten Bibliothek zu finanzieren. Ein solches Projekt ließ sich in adäquater Zeit nicht durch Freiwilligen und Wochenendarbeit finanzieren, weshalb hier konkret die durchführenden Firmen unterstützt wurden. Auch wenn der Anteil von 1.500.- Euro des FOSSGIS e.V. gemessen an der Gesamtsumme klein erscheinen mag, so stellt der FOSSGIS dennoch als einziges Local Chapter der OsGeo überhaupt Mittel zur Finanzierung des weltweit bekannten Projektes OpenLayers zur Verfügung. Weitere Neuigkeiten auch zu OpenLayers 3 finden Sie hier [10].

Fazit Insgesamt wurden in den Jahren 2009-2013 Fördergelder in Höhe von über 20.000.- Euro ausgeschüttet, wobei die Entwicklung sowohl der gestellten Förderanträge als auch bewilligten Gelder ganz klar nach oben geht und seitdem mit fast 9.500 Euro verteilt auf 10 geförderte Projekte in 2012 seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht hat. Seit 2009 wurden über 30 Einzelanträge bewilligt, zum Vergleich abgelehnt wurden weniger als 10. Eine Ablehnung ist oft jedoch keine endgültige Ablehnung, sondern eine Zurückstellung, weil meist von Seiten des Vereins noch weiterer Klärungsbedarf besteht. Dadurch wurde mit Sicherheit an verschiedensten Stellen entscheidend dazu beigetragen, das entsprechende Zusammenkünfte überhaupt stattfinden konnten.

Grundvoraussetzung für das Vorhandensein von Fördergeldern ist eine erfolgreiche Konferenz, die Überschüsse und keine Defizite einfährt. Dazu trägt auch die Wahl des Austragungsortes, der jährlich wechselt und stets in Universitäten oder an Fachhochschulen angesiedelt ist, bei. Der Komfort irgendwelcher Konferenzcenter wird dabei durch den persönlichen Einsatz des Lokalen Veranstalter-Teams ersetzt. Das Konzept, über eine im Wesentlichen auf Freiwilligen-Arbeit basierende Konferenz Einnahmen zu generieren und diese sinnvoll und zielgerichtet an die Community zurückzugeben ist aus unserer Sicht eine Erfolgsgeschichte, wenn auch in einem, gemessen am Gesamtvolumen der IT-Branche, sicher eher überschaubaren Ausmaß. Dabei soll das eigentliche Ziel der Konferenz, nämlich eine Plattform zum Austausch der deutschsprachigen FOSSGIS Community darzustellen, natürlich nicht außer acht gelassen werden!

Wir denken, das sich das Beispiel durchaus auf andere Bereiche der FOSS-Branche adaptieren lässt und hoffen auf diese Weise nicht nur andere Branchen zu motivieren über die Bildung ähnlicher Organisationen nachzudenken, sondern auch Projekte aus dem Bereich Freie Geo-Software und Freie Geodaten zu motivieren Ihren Förderungsantrag beim FOSSGIS e.V. zu stellen. Ebenso freut sich der FOSSGIS e.V. natürlich über jegliche Unterstützung und auch neue Mitglieder sind immer Willkommen!

Die nächste FOSSGIS-Konferenz findet im März 2014 in Berlin statt. Details dazu finden sich in Kürze unter [11].

Ansprechpartner für Förderung durch den FOSSGIS e.V. ist Till Adams (till.adams@fossgis.de).


[1] http://www.fossgis.de [2] http://www.apache.org [3] http://m.spiegel.de/netzwelt/gadgets/a-912540.html [4] http://www.wikipedia.org/wiki/FOSSGIS [5] http://www.osgeo.org [6] http://www.fossgis.de/verein_ziele.html [7] http://www.fossgis.de/wiki/Förderanträge [8] http://www.grass-gis.org [9] http://www.fossgis.de/wiki/Bericht_GRASS_GIS_Community_Sprint_2013 [10] http://ol3js.or [11] http://www.fossgis.de/konferenz/2014